RFID vor dem Durchbruch

Tech&Science / Kommentar: Je schneller es Rahmenbedingungen gibt, desto besser

Die RFID-Technologie steht vor dem Durchbruch. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter europäischen Unternehmen, von denen die Hälfte angibt, noch heuer mit entsprechenden Projekten starten zu wollen. Kein Wunder: Die Technik, bei der beliebige Gegenstände mit eindeutig identifizierbaren Chips versehen werden, die ein Scanner berührungslos ausliest, bringt zunächst einmal wesentliche Erleichterungen und damit auch deutliche Einsparungen in der gesamten Logistik-Kette.

So hat nun auch die große US-Handelskette Wal-Mart gemeinsam mit acht Herstellern ein Pilotprojekt gestartet, um die Kennzeichnung von Warenpaletten für Inventurzwecke zu testen. Wobei aber Wal-Mart dem ambitionierten Zeitplan, bis 2005 seine 100 wichtigsten Zulieferer auf RFID umzustellen, bereits hinterherhinkt.

Wie das bei vielen neuen Technologien der Fall ist, so müssen sich erst Spielregeln für deren Einsatz herausbilden. Gerade die RFID-Technik wird ? mit Recht ? von Datenschützern ins Visier genommen. Die Furcht dabei: Die ?Schnüffelchips? an Produktverpackungen oder Kundenkarten könnten zu einem Verlust der Privatsphäre von Konsumenten führen.

Nachdem diese Debatte aber mittlerweile eine breitere Öffentlichkeit gefunden hat, reagieren die Unternehmen langsam doch auf das Misstrauen. Die Handelskette Metro etwa ? Vorreiter beim RFID-Einsatz in Supermärkten ? hat nach massiven Protesten auf entsprechende Chips in Kundenkarten verzichtet. Auch die Politik nimmt sich des Themas langsam an, wie vor kurzem etwa ein EU-Workshop gezeigt hat.

Indessen werden immer neue Anwendungen für die Technik ausgeheckt. Etwa jene des US-Verkehrsministeriums, das mit einem Testprojekt die Zahl der Unfälle auf Autobahnen senken will. Und immer mehr Unternehmen springen auf den RFID-Zug auf, wie beispielsweise Microsoft, das sein Engagement in diesem Bereich verstärken will, um einen Fuß in den künftigen Milliardenmarkt zu bekommen. Keine Frage: RFID-Technik wird in vielen Bereichen kommen. Je schneller es von allen akzeptierte Rahmenbedingungen dafür gibt, desto besser.

Peter Krotky <peter.krotky@diepresse.com>

Die Presse, Wien, Österreich , 07. Mai 2004
Original: http://www.diepresse.com/textversion_article.aspx?id=420760